„What if?“ – die Denkreise in die Zukunft des Tourismus begeisterte in Obergurgl/Hochgurgl

Beim Auftakt von what if? standen gar nicht so absurde Zukunftsszenarien im Mittelpunkt einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde: Zukunftsforscher Harry Gatterer, Kult-Journalist Hanno Settele und Psychiater, Psychologe sowie Psychotherapeut DDr. Michael Lehofer folgten der Einladung von Gastgeber Ötztal Tourismus und diskutierten vor über 100 exklusiv geladenen Gästen aus Tourismus, Wirtschaft, Politik und Medien die Auswirkungen potentieller Entwicklungen auf den Tourismus.

Datum: 22.11.2016
Ort: Obergurgl / Hochgurgl
Ressorts: Gesellschaft, Tourismus, Wissenschaft
Kunde: Ötztal Tourismus

Spannende Geschichten, hochkarätige Persönlichkeiten und inspirierende Gäste an einem außergewöhnlichen Ort – so lässt sich die Atmosphäre der Premiere von „What if?“ wohl am besten beschreiben. Basierend auf der Frage „Was wäre wenn?“ widmeten sich am 21. November drei bekannte Denker ebenso vielen Zukunftsthesen: Was wäre, wenn jedes Baby, dass auf die Welt kommt, 100 Jahre alt wird? Was wäre, wenn ¾ der so genannten „Touristen“ nicht mehr aus dem Westen kommen? Was wäre, wenn wir den Tourismus abschaffen?  Über diese Themen diskutierten und reflektierten Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Wien/Frankfurt und Partner von Matthias Horx, ORF-Journalist und Dokumentarfilmemacher Hanno Settele und DDr. Michael Lehofer,  Leiter der Neuropsychiatrie und stv. ärztl. Direktor am LKH Graz Süd-West.

What if…? – das Ötztal findet immer einen Weg

Bereits vor Veranstaltungsbeginn bewiesen die Verantwortlichen in Obergurgl/Hochgurgl viel Beweglichkeit ganz unter dem Motto „Was wäre, wenn alles anders kommt als geplant? Denn das temperamentvolle Bergwetter führte mit heftigen Sturmböen und einer aus Sicherheitsgründen gesperrten Bergbahn dazu, dass die Veranstaltung kurzerhand von der Hohe Mut Alm in den Hochgurgler „Crosspoint“ verlegt werden musste. Innerhalb von zwei Stunden organisierte das Team rund um den Gastgeber Ötztal Tourismus den notwendigen Wechsel des Veranstaltungsorts. „Ende gut alles gut“, gab Oliver Schwarz, GF Ötztal Tourismus augenzwinkernd zu Protokoll. „,What if?‘ hat damit den Praxistest bestanden, denn keiner der hundert geladenen Gäste wurde vom Winde verweht und konnte die exklusive Denkreise genießen.“

Was wäre, wenn jedes Baby, das auf die Welt kommt, 100 Jahre alt würde?

„Jedes zweite Baby, das heute auf die Welt kommt, erreicht die magische Altersmarke 100 und das hat gravierende Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft“, eröffnete Settele als Chefnavigator die Reise in die Zukunft. „Das ist eine Lawine in Zeitlupe, auf die auch die Freizeitwirtschaft Antworten finden müsse“, betonte Gatterer. In der zweiten Lebensphase würden viele Dinge anders bewertet, etwa Themen wie Genuss, Zeit, Gesundheit und die Kultur des Miteinanders. Davon abgleitet könnten neue Freizeit- und Urlaubsangebote geschaffen werden.  „Wenn die Menschen alt werden, dann bleiben sie länger jung“, plädierte Lehofer für einen Perspektivenwechsel.  „Alter ist eine Illusion, es ist eine Konzeption. Mit 70 denken die Menschen, jetzt seien sie alt und müssen bei jeder Bewegung stöhnen. Wenn sie aber aufhören zu stöhnen, fühlen sie sich gleich jünger“, warb Lehhofer für  positiveres Verständnis von Alter.

Was wäre, wenn der Großteil der so genannten „Touristen“ nicht mehr aus dem Westen käme?

2035 werde es so sein, dass 75% der Menschen, die sich eine Reise mit dem Flugzeug mindestens einmal im Jahr leisten können, nicht aus der westlichen Welt stammen. Diese Menschen leben anders als wir, nicht in der uns so vertrauten Ich-Kultur, denn Individualisierung sei ein Phänomen der westlichen Wohlstandswelt, so die Experten. „Der größte Teil unserer Gäste kommt in Zukunft aus einer kollektivistisch geprägten Kultur und darauf sind wir nicht eingestellt“, betonte Gatterer. Und Lehofer assistierte: „Unsere touristischen Angebote setzen auf Hedonismus, nicht auf die Erfüllung von Gruppenbedürfnissen.“ Die Herausforderung der Zukunft sei, fremde Kulturen willkommen zu heißen, gleichzeitig aber auch authentisch zu bleiben. Eine große Integrationsleistung, bei der man sich aber nicht verlieren dürfe.

Was wäre, wenn wir den Tourismus abschafften?

„Ganz ehrlich, wer will heutzutage schon Tourist sein?“ – mit dieser provokanten Frage leitete Settele das Finale der Denkreise ein. „Wenn aber niemand ein Tourist sein will, braucht es auch keinen Tourismus mehr“, provozierte Gatterer. Wer also über den Tourismus der Zukunft nachdenkt, sollte also beginnen, das Wort „Tourismus“ zu meiden. Touristen-Bude, Touristen-Restaurant, Touristenbus – in Zeiten, in denen „Tourist“ oft negativ konnotiert ist, wäre es nicht undenkbar, den Begriff einfach abzuschaffen. Statt einer Sichtweise „für den Tourismus“ sollte sich die Branche eher damit auseinandersetzen, welchen Teil der heimatlichen Lebenswelt sie ihren Gästen näher bringen wolle, anstatt künstlich und auf „den Tourismus“ ausgelegte Angebote zu kreieren. „Es gilt, einen Lebensraum zu gestalten, das zu nützen, was da ist, und nicht einen künstlichen Raum zu schaffen“, meinte Gatterer. Lehofer rief dazu auf, sich auf Instinkte zu verlassen: „Wir brauchen die Intuition und müssen verstehen, dass Authentizität das ist, was uns retten kann.“

Neue Räume – neues Denken

Unterstützt wurde der Prolog von "What if?", der von Thomas Weninger (Qyint Imagemanufaktur) und der Kommunikationsagentur pro.media initiiert wurde, von Audi, Raiffeisen und der Standortagentur Tirol. Sowohl Harald Gohm, GF der Standortagentur, als auch Raiffeisen-Vorstandsvorsitzender Johannes Ortner zeigten sich vom Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe und von Querdenken über Branchen hinaus begeistert.

Unter den aufmerksamen Zuhörern bei „What if?“ sah man viele prominente Gäste, u.a.: Petra Stolba, GF Österreich Werbung; GF Josef Margreiter und Markenmanagerin Claudia Knab (Tirol Werbung); Hubert Siller (MCI Tourismus); die Unternehmer Hans Rubatscher, Armin Ennemoser und Josef Gunsch; GF Stefan Isser und Marketingleiterin Christiane Gasser (Swarovski Kristallwelten); Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer und Birgit Pikkemaat (Universität Innsbruck).

Kostenlose Bilder von der Veranstaltung stehen unter folgendem Link zum Download zur Verfügung:

http://www.apa-fotoservice.at/galerie/8459/