In ihrem jüngsten Podcast widmete sie sich der
Problematik der Überschuldung und der zunehmenden Liquiditätsengpässe touristischer Betriebe, die sich infolgedessen mit
Finanzierungsschwierigkeiten bei den Banken konfrontiert sehen. Ihr Gesprächspartner war
Wolfgang Kleemann, Touristiker und Generaldirektor der Hoteliers- und Tourismusbank.
Laut Kleemann hätte die Branche die Situation in ihrer Problematik bisher stark unterschätzt. „Die Coronakrise war erst der Beginn einer äußerst schwierigen Phase, die noch vor uns liegt. Wir kämpfen im Tourismus nicht nur mit dem - medial viel kommunizierten - Mitarbeitermangel, wir kämpfen auch mit explodierenden operativen Kosten in sämtlichen Bereichen“.
Aufgrund der zunehmenden Verteuerung, teils schon über 20 Prozent, könnten geplante Investitionen nicht mehr durchgeführt werden. Dazu käme eine immer höhere Verschuldung der Betriebe, deren Investitionen ohne Eigenkapital bzw. mit einer negativen Eigenkapitalquote heimische Banken als Geldgeber aufgrund der strengen Reglementierungsvorschriften auch nicht mehr finanzieren dürfen. Schon vor der Pandemie seien laut Kleemann rund 30 Prozent der Betriebe verschuldet gewesen, als Folge der langanhaltenden Krise würde dies in der Zwischenzeit auf einen weitaus höheren Prozentsatz zutreffen.
Ein Ausweg aus der drohenden Abwärtsspirale liegt für Kleemann im Crowdfunding bzw. Crowdinvesting. „Wir brauchen im Tourismus dringend neue und innovative Investitionsmodelle! Das haben wir bisher verschlafen, und jetzt brennt der Hut“, so Kleemann. Crowdinvesting durch private Geldgeber sieht der Generaldirektor der Hoteliers- und Tourismusbank als attraktives und zeitgemäßes Finanzierungsmodell. „Die Tourismusbranche eignet sich gut für derartige Modelle“, ist Kleemann überzeugt. „Neben zu erwartenden Zinsen machen auch Benefits wie Übernachtungen oder andere Zusatzleistungen eine Finanzierung für private Investoren interessant.“
Auf Haids Nachfrage, wohin sich betroffene Betriebe im Falle von Liquiditätsproblemen wenden können, verweist Kleemann auf die bei der Tourismusbank bestehende
Plattform „we4tourism“, die Unterstützung bei Crowdfunding anbietet. Generell rät er dazu, Banken und Gläubiger so früh wie möglich über drohende (Zahlungs-) Engpässe ins Bild zu setzen und sich zusätzlich über Förderfinanzierungen zu informieren.
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